Unsterblichkeit – Von der Ewigkeit als Inspiration
In meinem neuen Roman „Der Seelenbanner von Ishkra“, der am 23. März im Chiara-Verlag erschienen ist, geht es um den Magier Roduan, der nach Unsterblichkeit strebt. Ob Roduan sein Ziel erreichen wird, das verrate ich an dieser Stelle nicht. Aber was ich verraten kann, ist, dass er bei der Wahl der Methoden zur Erreichung dieses Ziels nicht zimperlich ist. Die Frage, ob man selbst gern unsterblich wäre, haben sich sicherlich viele Fantasy-Fans schon mal gestellt, und auch ich möchte diese Frage in diesem Beitrag erörtern.
Welche Arten von Unsterblichkeit gibt es?
Ich unterscheide zwei wesentliche Kategorien der Unsterblichkeit. Diejenige, die man beenden kann, und das „unkaputtbare“ Dasein. In der Fantasy-Literatur herrscht der erste Typus vor. Mit ihm werden Wesen beschrieben, die bei entsprechender Lebensweise und dem Vermeiden gewisser Risiken theoretisch ewig leben könnten, aber deren Existenz beendet werden kann. Zu ihnen gehören Vampire oder auch die „Highlander“. Erstere können gepfählt werden oder in die Sonne gehen, Letztere können sterben, wenn ihr Kopf von den Schultern getrennt wird.
Das „unkaputtbare“ Dasein, die Unsterblichkeit, die wirklich ewig anhält, kommt dagegen eher selten in der Literatur vor. Beispiele sind „Alle Menschen sind sterblich“ von Simone de Beauvoir oder „Der letzte Mensch“ von Mary Shelley. Beide Werke betonen die Bedeutungslosigkeit des einzelnen menschlichen Lebens. De Beauvoirs Held Fosca versucht alles, zu sterben. Shelleys Protagonist Lionel Verney bleibt als einziger Überlebender einer Seuche zurück und erstarrt angesichts seiner erlittenen Verluste in Hoffnungslosigkeit.


Erworbene und angeborene Unsterblichkeit
Ich möchte noch auf ein weiteres Differenzierungsmerkmal hinweisen. In meinem ersten Roman „Das steinerne Gewissen im Zeitenwandel“ sind die beiden Protagonisten der Vampir Simon und der Gargoyle Glan. Simon wird auf klassische Weise durch Biss eines anderen Vampirs zum Unsterblichen. Er hat also einen Teil seines Daseins als Mensch verbracht und kennt das Bewusstsein der eigenen Sterblichkeit. Glan ist von Anbeginn seiner Existenz an unsterblich. Er kann zwar zerstört werden, hat sich aber nie mit seiner eigenen Sterblichkeit auseinandergesetzt.
Was ist der Reiz der Unsterblichkeit?
Roduan aus dem Seelenbanner strebt nach der „unkaputtbaren“ Unsterblichkeit. Er verspricht sich Wissen und vielleicht auch ein wenig Macht davon. Aber zuallererst möchte er nicht sterben, sondern leben und lernen. Die Argumente gegen Unsterblichkeit kennt jeder. Irgendwann wird es langweilig, man verliert immer wieder geliebte Menschen und was macht man, wenn die Apokalypse kommt und man allein zurückbleibt.
Ich glaube, dass es nicht unbedingt langweilig werden muss. Man kann sehr viel Zeit damit verbringen, sich menschliches Wissen anzueignen und immer wieder Neues zu entdecken. Man kann Erfahrungen machen, die sich einem sonst niemals erschließen würden. Wie wäre es wirklich, in einer Milliarde Jahren den wahren Weltuntergang live zu erleben, wenn die Sonne explodiert oder implodiert? Könnte man ohne Hilfsmittel durch das All schweben und irgendwann – Zeit spielt ja keine Rolle – auf einem anderen Planeten mit einer ganz anderen Kultur landen?
Ich weiß es nicht, aber ich hätte nichts dagegen, wenn mich in naher Zukunft ein Vampir beißen würde. Die Hintertür, bei zu viel Langeweile in die Sonne zu gehen, würde mir ja bleiben.

Hallo, ich bin Tankred Kiesmann. Unter diesem Pseudonym veröffentliche ich Fantasy-Romane und verwandte Literatur. Ich biete auch genrespezifische Coachings für belletristisches Schreiben an. Ich ziehe meine Inspirationen prinzipiell von überallher, besonders aber aus meiner Affinität zur Gothic-Szene und meiner Leidenschaft für Megalithbauten. Meine Fantasie kommt ins Rollen, wenn es um alte Steine, Mythologien und Sagen, unsterbliche Wesen und das Düstere im Allgemeinen geht.