Gibt es so etwas wie Lieblings-Megalithen?

Ich weiß, dass es in der großen, weiten Welt Menschen gibt, die sich genauso sehr für Megalithen interessieren, wie ich es tue. Eine Frage, die immer wieder auftaucht, die mir beispielsweise im Rahmen von Zeitungsinterviews gestellt wurde, ist: „Was ist denn Dein Lieblings-Megalith?“ Ich habe mittlerweile etwa 2000 Megalithen besucht, und da ist es selbstverständlich schwer, eine Auswahl zu treffen. Ich kann diese Frage jedoch für mich beantworten, weil ich mich irgendwann mal festgelegt habe. Wie das Ergebnis aussieht, das könnt ihr hier lesen.

Prominente Megalithen zuerst?

Wenn man nach dem Lieblings-Megalithen gefragt wird und eine Auswahl treffen muss, dann stellt sich eigentlich zuerst die Frage nach den Kriterien. Geht es um besonders schöne Megalithen (wer legt fest, was schön ist?), besonders gut erhaltene Megalithen, besonders große und wuchtige Bauwerke, um architektonische Sondermerkmale, das Ambiente oder einfach nur die Emotion, die der Megalithbau hervorruft?

Kurz nachdem Anfang des Monats mein Buch „Megalithen und ihre Sagen“ veröffentlicht wurde, habe ich bei Lovelybooks eine Leserunde mit Buchverlosung gestartet. Wer ein Buch gewinnen wollte, der sollte die Frage nach dem Lieblings-Megalithen beantworten. Wenig überraschend wurde Stonehenge am häufigsten genannt. Bei 50 Teilnehmenden kam die Antwort 17mal. Der Poulnabrone Dolmen und Newgrange in Irland wurden jeweils dreimal genannt. Callanish in Schottland kam zweimal zur Nennung. Alle weiteren Antworten tauchten nur einmal auf, aber auch relativ häufig wurde die Aussage getätigt: „Ich habe keinen Lieblings-Megalithen.“ Das ist sicherlich keine repräsentative Statistik, aber ich glaube, das ist schon ein guter Trend. Der Poulnabrone Dolmen ziert das Cover meines Buches, aber trotzdem habe ich mich entschlossen, bei der Auflistung meiner Lieblings-Megalithen auf die vier oben genannten zu verzichten. Das macht die Auswahl einfacher.

Die Qual der Wahl

Ich habe mir vor ein paar Jahren mal einen Megalith-Kalender erstellt. Digital designt, aber analog produziert. Damals habe ich aus Kostengründen nicht für jedes Einzeldatum ein neues Dolmen-Motiv genommen, sondern ich habe mich auf 100 Großsteingräber beschränkt. Der Kalender muss also nur alle drei bis vier Tage einmal umgeblättert werden. Und selbst da ist es mir schwergefallen, schon eine Auswahl zu treffen. Heute ist Walpurgis, die Hexennacht, und diesem Datum habe ich damals das Großsteingrab Langeneichstädt mit Dolmengöttin zugewiesen. Es bricht mir das Herz, aber auch dieses Grab schafft es nicht in die Top12.

So schön, und doch nicht berücksichtigt

Es gibt noch viele weitere Megalithen, die nicht in der engen Auswahl landen. Über dem oben genannten Kalender, der auf meinem Schreibtisch steht, hängt ein Bild an der Wand, welches meine Frau gemalt hat. Dargestellt sind die Sundermannsteine in Belm bei Osnabrück (ich bitte die Reflexionen auf dem Deckglas zu entschuldigen). Wenn ich gleich zu den Top12 komme, dann haben viele andere Dolmen den Sprung nicht geschafft, die ich eigentlich gern gewürdigt hätte.

Die Top12

Bei der Auswahl der Top12 habe ich versucht, regional etwas zu streuen. Die Top3 haben aus unterschiedlichsten Gründen ihre feste Position. Bei den Plätzen 4 bis 12 lasse ich mich dagegen auf keine Reihenfolge festlegen.

Platz 4 bis 12 (1)

Dún Ruadh

Greencastle, Co. Tyrone, Nordirland

„Multiple kist cairn“: 17 Orthostaten bilden einen Kreis von 15 m Durchmesser. Der umgebende Steinteppich war früher ein Hügel, ein Cairn, in dem es angeblich bis zu 13 Grabkammern gegeben hat.

 

 

Platz 4 bis 12 (2)

Mull Circle / Meayll Hill

Cregneish, Isle Of Man

Zwölf Steinkistengräber, angeordnet in sechs Paaren, bilden einen perfekten Kreis. Aus der Mitte jeden Steinkisten-Paars führt ein kleiner, von Steinen gesäumter Gang nach außen.

 

 

Platz 4 bis 12 (3)

Stenvad 50 Kroner Dysse

Norddjurs, Midtjylland, Dänemark

Langdolmen mit ursprünglich 2 Grabkammern, von denen eine verschwunden ist.

 

 

Platz 4 bis 12 (4)

Brane Entrance Grave (Chapel Euny Tomb)

St Just, Cornwall, England

Klassisches Ganggrab mit urigem Bewuchs

 

 

Platz 4 bis 12 (5)

Steinerne Jungfrau (Heidenstein)

Dölau, Halle/Saale, Sachsen-Anhalt, Deutschland

Menhir, war früher noch höher und Teil einer Dreier-Gruppe

 

 

Platz 4 bis 12 (6)

Magheraghanrush Court Tomb (Deerpark)

Leckaun, Co. Sligo, Irland

Triple Court Tomb mit einem gemeinsamen Zentralhof, der von Süden zugänglich ist. Der größte Durchmesser des ovalen Hofs beträgt gute 15 m. An der Ostseite des Ovals sind zwei Grabgalerien und an der Westseite eine weitere Galerie errichtet, die nur über diesen Hof zu erschließen waren. Alle drei Galerien weisen zwei Kammern auf. Die Galerien sind vollkommen voneinander getrennt, d.h. sie weisen keine gemeinsamen Tragsteine auf. 

 

 

Platz 4 bis 12 (7)

Yuri Dolmen

Yuri, Changnyeong, Südkorea

Monströser Dolmen im typisch südkoreanischen Badukpan-Stil mit in der Erde eingelassener Grabkammer

 

 

Platz 4 bis 12 (8)

Mên-an-Tol (Crick Stone oder Devil’s Eye)

Madron, Cornwall, England

Lochstein und Menhire unbekannter Funktion, wahrscheinlich aus anderen Megalithen zusammengebaut, um als Kultstätte zu dienen.

 

 

Platz 4 bis 12 (9)

Dolmen de Ferrussac

Ferrussac, Departement Hérault, Frankreich

Doppeldecker-Dolmen, wobei unklar ist, ob der obere Teil wirklich als Grabkammer fungiert hat

 

 

Platz 3

Teufelsbackofen

Everstorfer Forst Südgruppe, Grevesmühlen, Mecklenburg-Vorpommern, Deutschland

Erweiterter Dolmen mit Steinkreis. Der Steinkreis besteht aus Begrenzungssteinen des ehemaligen Grabhügels.

 

 

Platz 2

Wiemelsberger Steingrab

Ueffeln, Landkreis Osnabrück, Niedersachsen, Deutschland

Klassisches Ganggrab

 

 

Platz 1

Pentre Ifan

Tafern-y-Bwlch, Pembrokeshire, Wales

Wunderschöner Portaldolmen

 

 

Ist die Entscheidung altersabhängig?

Das sind also meine Top12 Lieblings-Megalithen. Die Reihenfolge ist natürlich stimmungsabhängig, aber ich habe auch festgestellt, dass es für Monumente, die ich erst später in meinem Leben besucht habe, schwieriger ist, in diese Liste hineinzukommen. Das muss etwas mit dem Taste Freeze zu tun haben. Der besagt, dass Eindrücke, die man in jüngeren Jahren gesammelt hat, stärker haften bleiben und sich schwerer verändern lassen.