Die Sache mit dem Genre – Wie ordne ich „Die Drachenverschwörung“ ein?
Mein dritter Roman ist raus. Am 14.7. war es offiziell so weit. Nach „Das steinerne Gewissen im Zeitenwandel“ und „Der Seelenbanner von Ishkra“ heißt das dritte Buch nun „Die Drachenverschwörung“. Als Autor wird man ja immer wieder gefragt „Und was schreibst Du so?“ und die Antwort darauf fällt gar nicht so leicht. Selbstverständlich ist alles Fantasy, aber die Leute wollen es genauer wissen.
Der Sinn und Unsinn von Schubladen
Ich gebe es ja zu, ich kategorisiere auch gern. Besonders bei der Musik, die ich so höre, habe ich manchmal sehr spezifische Einordnungen getroffen und neue Genres erfunden. Oder habt ihr schon einmal von „Modern Medieval“ (Mittelaltermusik mit Elektroelementen) oder „Progressive Elite“ (da haben Musikkritiker später so etwas wie Shoegazing, Grunge oder Brit-Pop draus gemacht, aber als „The Jesus and Mary Chain“ den Grundstein für diese Musik legten, fehlte ein Name dafür). In der Literatur tue ich mich deutlich schwerer. Da helfen dann oft nur noch Vergleiche mit Büchern, die andere Leute vielleicht auch kennen.
Die Frühwerke
Das „steinerne Gewissen“ war schwierig einzuordnen. Es ist ein Episodenroman, der sich über Jahrhunderte hinzieht. Er spielt in unserer Welt und hangelt sich an bekannten historischen Ereignissen entlang. Das erste Kapitel setzt im 10. Jahrhundert ein, das letzte Kapitel spielt in der nahen Zukunft, in den 2030er Jahren. Die Vielfalt an Supernaturals beschränkt sich auf Gargoyles und Vampire. Nach landläufiger Definition reicht das schon für eine Einordnung in Urban Fantasy. Es gibt aber keine „verborgene“ Welt, die für mich aber auch nicht das Hauptelement von Urban Fantasy wäre. Ich habe das „steinerne Gewissen“ für mich als Historical Fantasy deklariert, weil die meisten Kapitel vor 1800 spielen. Die letzten vier Kapitel sind eigentlich zeitgenössische (engl.: Contemporary) Fantasy, aber sie dominieren halt nicht.
Der „Seelenbanner“ ist einfacher zu klassifizieren. Es gibt einen mehr oder weniger komplexen Weltenbau und diverse Arten von Supernaturals (Vampire, Drachen, Geister, Waldelfen, etc.). Die wichtigsten Charaktere sind allerdings menschlich (einige davon mit besonderen Fähigkeiten) und leben in einer mittelalterlich anmutenden Welt. Es ist High Fantasy, obwohl diese superedlen und supertollen Charaktere wie Tolkiens Elfen fehlen.



Die „Drachenverschwörung“
Nach der oben genannten Lesart müsste die „Drachenverschwörung“ auch zeitgenössische Fantasy sein. Die Story spielt im Jahr 2018, Schauplätze sind Hannover, Frankfurt und Orte in Kanada, Tschechien sowie Saudi-Arabien. Es handelt sich also um alltagsvertraute Settings. Es gibt nur eine Art von Supernaturals (welche, das wird nicht gespoilert), die sich den Menschen nicht offenbaren. Hier würde sich also wieder Urban Fantasy zur Klassifizierung anbieten. Ich weiß nicht, warum ich bei der „Drachenverschwörung“ offener bin, das zu akzeptieren, als beim „steinernen Gewissen“. Vielleicht, weil es sich bei den hier agierenden Supernaturals um keine bisher bekannte „klassische“ Spezies handelt? Urban Fantasy ist weit gefasst. Harry Potter wird dazugezählt und vieles mehr.
Ich habe Urban Fantasy bisher immer etwas eingeengter wahrgenommen, und zwar so, dass es von Supernaturals nur so wimmelt und dass es aufgrund des urbanen Settings manchmal etwas hektisch zugeht. Total klare Urban Fantasy sind für mich die True-Blood-Reihe von Charlaine Harris, die Weltenwechsler-Reihe von Carolin Summer oder die Grim-Trilogie von Gesa Schwartz. Ich finde, die „Drachenverschwörung“ ist da ganz anders. Die meisten Protagonisten sind menschlich, die Story weist Elemente von kriminalistischer Ermittlungsarbeit und lebensgefährlicher Action auf. Da ist sehr viel Krimi und Thriller mit drin. Also ist das Buch ein Urban-Fantasy-Krimi oder ein Urban-Fantasy-Thriller?
Irgendwie ist doch alles genreübergreifend
Es scheint so, als wenn es die reine Lehre gar nicht geben würde. Die Vampirromane von Anne Rice waren für mich früher reine Horror-Romane, Untergattung Vampire. Wegen der Verquickung mit den Mayfair-Hexen und einigen Elementen wie dem Körpertausch im vierten Teil der Reihe ist es aber auch Urban Fantasy. Man muss also mit Überschneidungen und Mehrfachzuordnungen leben. Und ich verkaufe die „Drachenverschwörung“ jetzt als kurzweiligen Genre-Mix.

Hallo, ich bin Tankred Kiesmann. Unter diesem Pseudonym veröffentliche ich Fantasy-Romane und verwandte Literatur. Ich biete auch genrespezifische Coachings für belletristisches Schreiben an. Ich ziehe meine Inspirationen prinzipiell von überallher, besonders aber aus meiner Affinität zur Gothic-Szene und meiner Leidenschaft für Megalithbauten. Meine Fantasie kommt ins Rollen, wenn es um alte Steine, Mythologien und Sagen, unsterbliche Wesen und das Düstere im Allgemeinen geht.